Dienstag, 23. Juni 2015

EL ORFANATO (Juan Antonio Bayona, 2007)

El Orfanato ist ein klassischer Gruselfilm traditioneller Machart, der keinen Preis für Originalität gewinnt. Die Story ist gut durchdacht und kann mit einem kleinen Twist aufwarten, den man so nicht unbedingt erwarten musste. Das alles ist spannend erzählt und in ästhetischen Bildern inszeniert. Bayona bedient sich der bewährten Stilmittel und setzt die Schockeffekte sparsam und wohldosiert ein. Dabei verzichtet er fast gänzlich auf blutige Details, sieht man von Benignas scheußlichem Unfall ab. Von dem alten Landhaus geht von Anfang an eine diffuse Bedrohung aus, die sich nie richtig greifen lässt. Mit zunehmender Spieldauer macht sich ein Gefühl von Unwohlsein breit, das sich immer weiter verstärkt. Und auch das Ende kann überzeugen – spätestens hier versagen bekanntlich viele Horrorfilme. Negativ aufgestoßen ist mir hingegen der Aspekt, dass Laura Ewigkeiten braucht, um zu verstehen, dass die Kinder mit ihr spielen wollen, während dem Zuschauer das aufgrund der vorherigen Geschehnisse in dem Moment klar wird, in dem sie die Puppe in Simóns Bett findet. Dies ist aber nur ein kleiner Makel, der sich leicht verschmerzen lässt. Darstellerisch gibt es jedenfalls nichts zu beanstanden, insbesondere Belén Rueda liefert eine starke Vorstellung und sieht dabei auch noch recht ansprechend aus.

El Orfanato ist ganz gewiss kein Film, der einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt oder gar das Genre revolutioniert. Neues hat er im Grunde genommen nicht zu bieten, vielmehr vermengt er die bekannten Zutaten nach altbewährten Rezepten und kredenzt daraus eine Mischung, die einem sofort bekannt vorkommt, dessen ungeachtet aber wohlbekömmlich ist. Und für spannende und atmosphärisch dichte 100 Minuten mit leichtem Gruselfaktor ist er allemal gut.

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