Dienstag, 25. Februar 2014

THE WILD GEESE (Andrew V. McLaglen, 1978)

You're not dead until I tell you you're dead.

Ein richtiger Männerfilm, in dem sich die alten Recken des britischen Kinos noch einmal ein Stelldichein geben, ganz in der Tradition von Filmen wie The Guns of Navarone oder Where Eagles dare. Der Vorspann erinnerte mich von seiner Machart her an die damaligen James-Bond-Filme - was angesichts der Tatsache, dass Maurice Binder dafür verantwortlich zeichnet, nicht verwundern kann, und passenderweise spielt auch Roger Moore mit, der hier in einer ähnlich angelegten Rolle zu sehen ist: immer ein charmantes Lächeln im Gesicht und nie um einen lockeren Spruch verlegen. 

Der Film weist die genre-übliche Zweiteilung auf mit der Zusammenstellung und Ausbildung der Truppe einerseits und dem eigentlich Kampfeinsatz andererseits, inklusive Verrat natürlich - und wie so oft ist der erste Teil weitaus unterhaltsamer als der zweite. Die Inszenierung des Kampfeinsatzes und der anschließenden Flucht ist etwas dröge, und so lebt The Wild Geese in erster Linie von der hochkarätigen Besetzung, von der heute leider kaum noch jemand unter den Lebenden weilt. Man merkt den Darstellern die Freude förmlich an, auf ihre alten Tage nochmal die harten Hunde spielen zu dürfen. Insgesamt ein harmloses, aber sehr kurzweiliges Vergnügen.  

Montag, 17. Februar 2014

THIEF (Michael Mann, 1981)

I am the last guy in the world that you wanna fuck with. 

Bei der Erstsichtung vor knapp neun Jahren stand mir leider nur eine nicht anamorphe DVD mit ziemlich bescheidenem Bild zur Verfügung. Der neue Transfer für die Criterion Bluray, der vom Meister persönlich überwacht wurde, lässt den Film in völlig neuem Glanz erscheinen und bringt die dreckigen Tagesaufnahmen ebenso wie die neonfarbenen nächtlichen Szenen wunderbar zur Geltung. 

James Caan ist hier in einer seiner besten Rollen zu sehen und mimt den einsamen Großstadt-Cowboy ganz vorzüglich. Die Figur des gefühlskalten Frank, der sich nach einem friedlichen Familienleben sehnt, scheint ihm wie auf den Leib geschneidert und weist im Übrigen auch starke Parallelen zu Neil McCauley aus Manns ein gutes Jahrzehnt später entstandenem Meisterwerk Heat auf. Beide Filme handeln im Grunde genommen von Dieben, die ihrer Tätigkeit überdrüssig werden und sich nach einem ruhigen Familienleben sehnen. Scheint dieser Wunsch zunächst in Erfüllung zu gehen, müssen beide am Ende erkennen, dass das Schicksal andere Pläne mit ihnen hatte.

Thief hat mich von der ersten Minute an gefesselt und bis zum blutigen Showdown nicht mehr losgelassen. Einen erheblichen Anteil daran hat neben der guten Kamera-Arbeit auch der wunderbare hypnotische Score von Tangerine Dream. Michael Manns Kinodebut ist ein ganz großartiger Film und zählt ohne Zweifel zu den Höhepunkten seines Schaffens. 


Sonntag, 16. Februar 2014

OLYMPUS HAS FALLEN (Antoine Fuqua, 2013)

Sir, I'm here. Use me.

Den wollte ich eigentlich gar nicht anschauen, habe ihn mir aber von einem Kollegen aufschwatzen lassen. Antoine Fuqua genießt bei mir keinen sonderlich guten Ruf, doch konnte er mich vor einigen Jahren immerhin mit dem gelungenen Shooter überzeugen. Und auch sein neuester Film ist gar nicht so schlecht wie ich befürchtet hatte. Zwar gewinnt er keinen Preis für Originalität und bietet im Grunde genommen nur eine weitere Die-Hard-Variante, die zudem mit einer extrem schwachsinnigen und unrealistischen Story aufwartet, doch gefällt die dynamische Inszenierung und lässt kein Trübsal aufkommen. Vorher das Hirn auszuschalten hilft dabei natürlich ungemein. Zudem ist das Unterfangen Fuqua-typisch recht blutig ausgefallen und weit entfernt von glattgebügelter PG-Action. 

Gerard Butler ist nicht Bruce Willis, macht seine Sache aber sehr ordentlich. Etwas weniger Pathos hätte Olympus has fallen gut zu Gesicht gestanden, die fallende amerikanische Flagge in Zeitlupe hätte ich ebenso wenig gebraucht wie die lächerliche Rede des Präsidenten am Ende. Aber auf sowas steht der amerikanische Kinogänger vermutlich. Unter dem Strich dennoch ein spaßiges Filmchen, das ordentlich knallt.

Freitag, 14. Februar 2014

CHILDREN OF MEN (Alfonso Cuarón, 2006)

Very odd what happens in a world without children's voices.

Als ich Children of Men anno 2007 zum ersten Mal sah, war ich schrecklich enttäuscht. Damals war ich entschlossen, Cuaróns Endzeit-Thriller endgültig zu den Akten zu legen und nie wieder anzuschauen. Und doch ist Children of Men einer jener seltenen Filme, bei denen sich trotz Missfallens im Laufe der Jahre schleichend das Bedürfnis nach einer erneuten Sichtung einstellt, verbunden mit dem unguten Gefühl, ihm womöglich Unrecht getan zu haben. 

Und tatsächlich: die erneute Sichtung brachte nun Qualitäten zu Tage, die mir vorher gänzlich verborgen geblieben sind. Zwar ist der Film im Grund genommen nichts weiter als ein zweistündiger Fluchtreport, allerdings sehr spannend und rasant inszeniert und zudem überzeugend gespielt - selbst die ansonsten immer überforderte Julianne Moore gefällt. Die größten Stärken aber sind die düstere Endzeitatmosphäre, die mich an den von mir sehr geschätzten Twelve Monkeys erinnerte, sowie das beängstigend realistische Zukunftsszenario, das Cuarón entwirft. Damit meine ich weniger die Unfruchtbarkeit der Menschheit, sondern die weltweite Regentschaft von Chaos und Anarchie. Durchaus denkbar, dass uns eine ähnliche Entwicklung bevorsteht, zumal die Destabilisierung der Welt zwar langsam, aber doch klar erkennbar voranschreitet. Und wenn die Zukunft tatsächlich so aussehen sollte wie in Children of Men, dann hoffe ich inständig, sie nicht mehr erleben zu müssen. Sehr guter Film und vollständig rehabilitiert.

Sonntag, 9. Februar 2014

DEAD MAN DOWN (Niels Arden Oplev, 2013)

I've got something for your ass!

Ein düsterer kleiner Rachethriller mit guter Story und zwei starken Hauptdarstellern (Colin Farrell und Noomi Rapace). Zwei einsame Seelen, deren Leben durch die traumatischen Ereignisse der Vergangenheit geprägt sind, auf der Suche nach Erlösung, die beide darin sehen, sich für das zu rächen, was ihnen angetan wurde. 

Die Inszenierung besticht durch eine ruhige, unterkühlte Erzählweise, die am Ende das Tempo mächtig anzieht und in einem mitreißenden Showdown mündet. Der Plot wirkt stellenweise etwas konstruiert, was aber nicht weiter stört.  

Dead Man Down bietet zwei Stunden äußerst kurzweilige Unterhaltung und ist damit der ideale Film für einen verregneten Sonntag Nachmittag.

Samstag, 8. Februar 2014

HOBO WITH A SHOTGUN (Jason Eisener, 2011)

Welcome to Fucktown! 

Überharte Umsetzung eines Grindhouse-Fake-Trailers, dem jeglicher Humor abgeht. Einige der Tötungsszenarien sind durchaus originell, doch hat man ständig das Gefühl, dass sich der Film zu ernst nimmt. Der große Spaßfaktor, der beispielsweise Machete oder auch Planet Terror auszeichnete, fehlt hier völlig. Dies mag auf die geringe Erfahrung des Kanadiers Jason Eisener zurückzuführen sein, der mit Hobo sein Spielfilmdebut gab, nachdem er Tarantino und Rodriguez mit dem gleichnamigen Fake-Trailer begeistern konnte. Die comichaft überzeichneten Figuren am Rande der Lächerlichkeit sorgen zwar durchaus für eine gewisse Komik, doch eher in dem Sinne, dass sie die Nerven des Rezipienten arg strapazieren. 
 
Die Leistungen der Darsteller sind größtenteils unterirdisch, nur Rutger Hauer ragt hier positiv heraus und macht gute Miene zum bösen Spiel. Die größten Schwachpunkte aber sind die lahme Inszenierung, die statt Spannung sehr schnell Langeweile aufkommen lässt und der extrem hässliche Look des Films, wobei ich mir nciht sicher bin, ob Letzteres nicht gewollt ist. 

Womöglich kommt Eisener den Grindhouse-typischen B-Movies der 70er sogar recht nah, doch macht dies Hobo nicht zu einem besseren Film. Insgesamt enttäuschend, ich jedenfalls hatte mir deutlich mehr versprochen.

Dienstag, 4. Februar 2014

PUSHER (Luis Prieto, 2012)

Mit Remakes ist das ja immer so eine Sache: die meisten sind überflüssig wie nur was und können dem Original nur selten das Wasser reichen. Im besten Fall gelingt es, die Stärken des Originals zu reproduzieren und um zusätzliche Werte zu bereichern. 

Das Remake des Refn-Debuts Pusher gehört leider nicht zu diesen seltenen Fällen. Weder gelingt es, die Stärken des Originals beizubehalten, die in erster Linie der dreckige, authentische Look und die detailliert gezeichneten Charaktere waren, noch kann der Spanier Luis Prieto mit eigenen Ideen aufwarten oder neue Akzente setzen. Im Gegenteil: sein Pusher ist eine auf Hochglanz polierte, inhaltlich identische, dabei aber auch weichgespülte Version der dänischen Vorlage, die allerdings aufgrund der rasanten, dynamischen Inszenierung so schlecht nicht ist. 

Und wenn wir schon bei den positiven Aspekten sind: Zlatko Buric ist wieder mit von der Partie und spielt die gleiche Rolle wie ehedem, wenn auch sichtlich gealtert, und die weibliche Hauptrolle kommt in Person des Fotomodells Agyness Deyn wesentlich attraktiver daher als Laura Drasbæk im Original. Das war's aber auch schon, denn ansonsten gibt es wenig Erfreuliches zu vermelden. Die Ausstattung ist deutlich aufwändiger und stylischer, doch geht dies zu Lasten der Atmosphäre und der Realitätsnähe. Richard Coyle macht seine Sache ordentlich, kann aber Kim Bodnia nicht das Wasser reichen. Vor allem aber ist sein Charakter deutlich flacher angelegt. Seine im Original vorhandene Angst vor körperlicher Nähe lässt Prieto völlig unter den Tisch fallen. 

Unter dem Strich ist Pusher ein recht unterhaltsamer Film, der aber viele Stärken des Originals vermissen lässt und sich dadurch entbehrlich macht. Muss man sich nicht anschauen.

Sonntag, 2. Februar 2014

ALL IS LOST (J. C. Chandor, 2013)

All is lost here.

Ein namenloser Segler wird auf dem offenen Meer von einem umhertreibenden Container gerammt, der sein Bott Leck schlägt. Externe Hilfe ist nicht in Sicht und so beginnt der Kampf ums nackte Überleben.
 
Robert Redford ist der einzige Darsteller und trägt den Film mit einer bärenstarken Leistung souverän über die gut 100 Minuten. Außer dem Abschiedsbrief am Anfang und einem abgesetzten Notruf spricht er nichts, doch glaubt man stets zu wissen, was in seinem Innern vorgeht. Chandor verzichtet auf jeden überflüssigen Schnickschnack, man sieht nur einen Mann auf seinem Boot in einem aussichtslosen Kampf gegen die Elemente. Ein Kammerspiel auf hoher See sozusagen. Ein Mann im Kampf gegen die Elemente. Und obwohl man schon früh ahnt, dass er diesen Kampf verlieren wird, herrscht die ganze Zeit über eine atemlose Spannung, die nur wenig Gelegenheit zum Verschnaufen bietet. 

Das Ende lässt dann Deutungen in zwei Richtungen zu, und so bleibt es dem Zuschauer überlassen, sich auszumalen, was tatsächlich passiert ist. In jedem Fall bedeutet es eines: Erlösung. Großes Kino.