Dienstag, 23. Dezember 2014

GONE GIRL (David Fincher, 2014)

You two are the most fucked-up people I've ever known.

Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Gillian Flynn, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, ist eine gnadenlose Abrechnung mit der Institution Ehe, die in ihrer Konsequenz ebenso erschreckend wie faszinierend ist. Ein zynischer Blick in die Abgründe des menschlichen Miteinanders, die unter der glänzenden Oberfläche lauern. Ein weiteres Kernthema ist die manipulative Macht der Medien, der sich nicht einmal die ermittelnden Polizisten völlig entziehen können. Ein Stoff also, der wie gemacht ist für den Zyniker Fincher, der seit jeher ein Faible für menschliche Abgründe und Menschen in Extremsituationen hat. Und wer die Ehe als solche bisher nicht als Extremsituation wahrgenommen hat, wird durch die Sichtung von Gone Girl womöglich eines Besseren belehrt. 
 
Denn Fincher stellt hier erneut unter Beweis, dass er einer der besten Regisseure der Gegenwart ist. Formal wie immer brillant erzählt er die wendungsreiche Geschichte mit jener atemlosen Spannung, die in dieser Form zu erzeugen außer ihm nur wenige seiner Kollegen in der Lage sind. Trent Reznor, mit dem Fincher schon mehrfach zusammengearbeitet hat, sorgt mit einem bedrohlich wummernden Score für die passende musikalische Untermalung. Plottwists sind bei Fincher schon fast Standard und dennoch kommen sie auch hier wieder überraschend und unerwartet. Bis zum Schluss lässt er den Zuschauer stets im Ungewissen, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird, um sie dann zu einem ebenso stimmigen wie unerwarteten Ende zu bringen. Von der ursprünglich drohenden Todesstrafe wird Nick (großartig: Ben Affleck) „begnadigt“ zu lebenslanger Haft mit einer unberechenbaren Psychopathin – da ist man fast geneigt zu fragen, welches Schicksal das gnädigere gewesen wäre. Ein herausragender Film.

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