Mittwoch, 6. Mai 2015

IL COLOSSO DI RODI (Sergio Leone, 1961)

Bei Il Colosso di Rodi (Der Koloss von Rhodos) handelt es sich um das Regiedebüt des großen Sergio Leone, nachdem er bis dahin in zahlreichen Filmen als Regieassistent und Second-Unit-Director etc. gearbeitet hatte. Wer mein Geschreibsel schon etwas länger verfolgt, dem dürfte nicht entgangen sein, dass der Italiener zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren zählt und ich den Mann zutiefst verehre. Und das schon seit mehreren Jahrzehnten, denn bereits als Heranwachsender habe ich insbesondere seine Western geliebt.

Sein Spielfilmdebüt fällt im Vergleich mit seinen späteren Filmen doch deutlich ab und dies liegt nicht nur daran, dass er hier noch nicht auf die Dienste Ennio Morricones zurückgreifen konnte, dessen großartige Musik ein stilbildendes Element der übrigen Leone-Filme ist. Schon bei früheren Sichtungen konnte ich auch große inszenatorische Unterschiede ausmachen zu seinen sechs darauf folgenden Filmen. Im Vergleich zu jenen wirkt Il Colosso di Rodi beinahe identitätslos und beliebig. Im Grunde genommen handelt es sich um einen typischen Sandalenfilm, wie sie in den 60er Jahren zuhauf in Italien produziert wurden. Am ehesten ist Leones Handschrift noch bei den ausgedehnten Folterszenen zu erkennen, die er regelrecht zelebrierte und deren Inszenierung ihm offenkundig großen Spaß bereitete. Beispielhaft seien das Tröpfeln der Säure auf die Rücken der gefesselten Männer genannt oder auch die Verhörszene, in der dem Anführer der Aufständischen eine gusseiserne Glocke über den Körper gestülpt und diese so lange bearbeitet wird, bis dem armen Kerl das Blut aus den Ohren läuft. 

Ansonsten hat Il Colosso di Rodi nicht sonderlich viel zu bieten. Die Entwicklung der Geschichte ist weder originell noch zwingend, die Handlung mäandert eher ziellos umher. Auch darstellerisch wird bestenfalls Mittelmaß geboten. Die Hauptrolle spielt Rory Calhoun, der sich bis dahin vor allem als Western-Darsteller hervorgetan hatte. Die Kulissen hingegen sind ganz ansehnlich und auch die zahlreichen Massenszenen verfehlen ihre Wirkung nicht. So richtig monumental wird’s aber nie – der Abstand zu den Hollywood-Streifen jener Zeit ist dann doch gewaltig. Eine positive Erwähnung sind allerdings die Effekte wert. Das große Erdbeben zum Schluss wurde sehr effektvoll in Szene gesetzt und bringt Leones Debüt dann doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss. Und so ist Il Colosso di Rodi ein zwar recht unterhaltsamer, aber auch mit großem Abstand Leones schwächster Film. Eine Auftragsarbeit, die ihm jedoch den Weg zu einer außergewöhnlichen, wenn auch leider nicht übermäßig produktiven Karriere ebnete. Dies alleine ist Grund genug, ihn immer mal wieder einer Sichtung zu unterziehen.

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