Montag, 18. Mai 2015

BLACKHAT (Michael Mann, 2014)

You can call me "chica" any time you want.

Nachdem Michael Mann mehr als zwanzig Jahre lang einen tollen Film nach dem anderen gedreht hatte – ok, Ali war nicht ganz so toll wie die anderen, aber auch noch ordentlich – konnten mich seine beiden letzten Arbeiten nicht recht überzeugen. Auf den belanglosen Miami Vice folgten der noch belanglosere Public Enemies und eine mehrjährige Schaffenspause, die mit der Veröffentlichung von Blackhat nun zu Ende gegangen ist. Und auch wenn er damit nicht an seine ganz großen Zeiten anknüpfen kann, ist ein klarer Aufwärtstrend festzustellen. Blackhat ist wohl das, was man als Cyber-Thriller bezeichnen kann, doch macht Mann keinen Hehl daraus, dass ihm die Story im Grunde genommen egal ist. Ihm geht es vielmehr darum, urbane Landschaften stilgerecht in Szene zu setzen, vorzugsweise nachts natürlich. Und dies gelingt ihm wie immer ganz ausgezeichnet. Durch die vielen Ortswechsel wähnt man sich phasenweise in einem Agententhriller, und tatsächlich sieht Blackhat wie die Michael-Mann-Variante eines James-Bond-Films aus.

Das Tempo ist durchgehend hoch und erzeugt eine enorme Spannung. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass die Story einige Kapriolen schlägt und die ein oder andere Logiklücke aufweist, denn bei der atemlosen Hatz bleibt kaum Zeit, darüber nachzudenken. Chris Hemsworth, von dessen Filmen ich aufgrund meiner Aversion gegen Comic-Verfilmungen nur Rush kenne, macht seine Sache ausgezeichnet und gibt eine ebenso starke wie sympathische Identifikationsfigur ab. Dabei mutiert er allerdings zu einem Superhelden, den man eher in einer der erwähnten Comic-Umsetzungen als in einem Michael-Mann-Film vermuten würde. Nicht nur, dass er sich in sämtliche Computer und Systeme hacken, schießen, kämpfen und es mit vier Mann gleichzeitig aufnehmen kann, hat er auch als Einziger den Durchblick und ist in der Lage, die einzelnen Puzzleteile zum großen Ganzen zusammenzusetzen. Und über den Showdown am Ende will ich erst gar nicht reden. Aber über die fehlende Realitätsnähe von Blackhat habe ich mich ja schon weiter oben ausgelassen, also sei's drum.

Höhepunkte sind nach meinem Dafürhalten die beiden räumlich sehr breit angelegten Schießereien, von denen die zweite starke Parallelen zu dem großen Shootout in Heat aufweist, im direkten Vergleich allerdings den Kürzeren zieht. Das Sounddesign ist dabei äußerst dynamisch und vermittelt eine räumliche Tiefe, die ihresgleichen sucht. Blackhat ist sicherlich kein filmischer Meilenstein und verfügt über genügend Schwächen, die man kritisieren kann. In Manns Schaffen nimmt er dennoch einen Platz im soliden Mittelfeld ein und gibt zur Hoffnung Anlass, dass der Filmemacher aus Chicago sein Pulver noch nicht verschossen hat. Bleibt zu hoffen, dass er sich für seine nächste Arbeit nicht ganz so viel Zeit lässt - schließlich wird er nicht jünger.

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