Mittwoch, 22. Juli 2015

INHERENT VICE (Paul Thomas Anderson, 2014)

Wenn die Coen Brothers ein Remake von Chinatown machen würden oder vielleicht auch von The Big Sleep, käme das Resultat womöglich Andersons neuestem Film ziemlich nahe. Die Handlung ist verwirrend und aufgrund der vielen verschieden Charaktere schwer zu durchschauen. In Gänze verstanden habe ich die Zusammenhänge nicht, wobei ich nicht sicher bin, ob dies auf meine Müdigkeit oder die absichtlich wirre Erzählweise zurückzuführen ist. Dies spielt aber auch alles keine Rolle, denn das Letzte, worum es Anderson bei der Realisierung von Inherent Vice ging, war das Erzählen einer spannenden Geschichte. Über weite Strecken wirkt das vielmehr wie ein Schaulaufen skurriler Figuren, die sich zum Teil in absurden Situationen wiederfinden. Mitten durch das ganze Chaos irrlichtert der meistens zugedröhnte Doc Sportello, großartig gespielt von Joaquin Phoenix. Die Frauen stehen auf ihn, obwohl er sich selten die Füße wäscht und es auch sonst mit der Körperhygiene nicht so genau nimmt. Toll auch Josh Brolin als sich stets am Rande der Legalität bewegender Polizeiermittler, der bei jeder Gelegenheit versucht, Doc unter Druck zu setzen. Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer bekannter Gesichter zu bewundern, teils in nur kleinen Nebenrollen. 

Das 70er-Jahre-Hippie-Feeling wurde sehr gut eingefangen und wird zudem durch die Musik kongenial unterstrichen. Ich weiß nicht, ob es hilfreich ist, Inherent Vice in bekifftem oder betrunkenem Zustand zu schauen, könnte mir aber vorstellen, dass dies der Sichtung einen Mehrwert verleiht. Ich hingegen war völlig nüchtern, fand aber durchaus Gefallen an dem grotesken Treiben, den völlig überzeichneten Figuren, der prachtvollen Ausstattung und den ausgesprochen schönen Bildern des Anderson-Stamm-Kameramannes Robert Elswit. Irgendwann ist der Film zu Ende und man weiß nicht genau, was eigentlich passiert ist, aber irgendwie ist das auch egal.

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