Mittwoch, 8. Juli 2015

THE WATER DIVINER (Russell Crowe, 2014)

Russell Crowes Regie-Debüt basiert angeblich auf der wahren Geschichte eines australischen Vaters, der nach dem Ende des ersten Weltkrieges zur Halbinsel Gallipoli reiste, um nach den Leichen seiner dort gefallenen Söhne zu suchen. Ob die Geschichte nun wahr ist oder nicht – emotional weiß The Water Diviner in jedem Fall zu berühren. Und Crowe ist ein starker Hauptdarsteller, der den Zuschauer durch sein sparsames Spiel wie gewohnt schnell für sich einnimmt.

The Water Diviner  ist ein schöner Film mit ausdrucksstarken Bildern, aber auch einer, der ohne jegliches Risiko nach den gängigen Formeln inszeniert wurde. Alle bekannten Versatzstücke, die man aus derartigen Arbeiten kennt, wurden verwendet und in der üblichen Art und Weise zusammengesetzt. Überraschungen gibt es keine, die Handlung ist komplett vorhersehbar. Nicht einmal für eine zarte Liebesgeschichte zwischen der schönen türkischen Witwe, die im Gefecht um Gallipoli ihren Mann verloren hat, und dem australischen Witwer Connor ist sich Crowe zu schade. Und dennoch gibt es einige ganz wunderbare Momente, insbesondere dann, wenn die ehemals verfeindeten Briten und Türken gemeinsam nach den Leichen der Gefallenen suchen. Schnell zeigt sich, dass nicht alle mit der Situation so souverän umgehen wie die beiden Anführer der Gruppen. Doch trotz einiger Übergriffe und persönlicher Betroffenheit der Beteiligten gelingt es, die wenig freudvolle Aktion gemeinsam abzuwickeln. Bezeichnend ist, dass sich ausgerechnet der türkische Major für Connor einsetzt und dadurch dafür sorgt, dass er nach seinen Söhnen suchen darf.

Die Art der Inszenierung erinnert etwas an Ridley Scott, und das ist sicherlich kein Zufall, hat Crowe doch gleich in einer ganzen Reihe von dessen Filmen mitgespielt – und dies überwiegend sehr erfolgreich. Da lag es nahe, nicht nur inhaltlich auf altbewährte Muster zurückzugreifen, sondern sich auch in Sachen Dramaturgie und Bildgestaltung an ihm zu orientieren. Unterstützt wurde er dabei von Peter Jacksons langjährigem Kameramann Andrew Lesnie, der leider kürzlich verstorben ist. Insbesondere die zahlreichen Rückblenden auf die eigentliche Schlacht sind von einer beklemmenden Intensität. Darstellerisch hingegen wird eher Hausmannskost geboten. Neben Russell Crowe gelingt es vor allem dem charismatischen Yilmaz Erdogan ein paar Akzente zu setzen. Die weiblichen Rollen wurden offensichtlich in erster Linie nach optischen Gesichtspunkten ausgewählt. Ob Olga Kurylenko, Megan Gale oder die wunderschöne Isabel Lucas: es ist schon auffällig, wie ansehnlich sämtliche Damen daherkommen. Der junge Dylan Georgiades ist so etwas wie das Herzstück des Films und stiehlt mit seiner unbekümmerten Darstellung des kleinen Joshua den Etablierten die Show.

The Water Diviner ist ein Familiendrama vor einem interessanten geschichtlichen Hintergrund, das nicht sonderlich spannend, trotz seiner Formelhaftigkeit aber recht kurzweilig und zudem schön anzusehen ist. Und ein bisschen was fürs Herz wird auch geboten. Da passt es gut, dass Crowe seinen Film den unzähligen namenlosen Toten gewidmet hat, die irgendwo auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs ihr Leben gelassen haben.

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