Dienstag, 21. Juli 2015

WHIPLASH (Damien Chazelle, 2014)

Chazelles zweiter Spielfilm ist nur oberflächlich betrachtet ein Musikfilm. In Wirklichkeit geht es um Leidenschaft, Hingabe und den totalen Willen, das Maximale aus sich herauszuholen und der Beste zu sein, Grenzen zu überwinden und die Bereitschaft, alles für den Erfolg zu opfern. Um der beste Schlagzeuger zu werden, erträgt Andrew die Demütigungen durch Fletcher und die Schmerzen seiner blutenden Hände, notdürftig mit ein paar Pflastern behandelt. Selbst seine Freundin gibt er auf, weil er der Meinung ist, ihre Beziehung könne sich nachteilig auf seine Musikerkarriere auswirken. Dabei hatte es ihn zuvor erhebliche Mühe gekostet, seine Schüchternheit zu überwinden und sie überhaupt anzusprechen. Die Parallelen zu Daronofskys Black Swan sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn dieser auf den ersten Blick ein anderes Thema zu haben scheint. Im Kern geht es in beiden Filmen aber um dasselbe. Wie in Black Swan sind die größten Stärken des Films die hervorragenden Darsteller, insbesondere die beiden Hauptakteure Miles Teller und J. K. Simmons, wobei Letzterer wie seinerzeit Portman für seine Leistung einen Oscar erhalten hat. Sein Terence Fletcher verfügt zwar offensichtlich über eine sadistische Ader, doch ist dies nicht sein eigentlicher Antrieb. Vielmehr geht es ihm darum, aus jedem seiner Schüler das Bestmögliche herauszuholen und sie dazu anzutreiben, ihre Grenzen zu überschreiten, um immer besser zu werden. Dabei ist er stets auf der Suche nach dem Einen, nach dem Buddy Rich oder Charlie Parker der Gegenwart. 

Positiv zu erwähnen sind unbedingt Chazelles straffe und schnörkellose Regie und das hervorragende Sound-Design, das insbesondere in der ausgedehnten Schlussszene zur Geltung kommt. Simmons läuft hier zur Hochform auf. Fletcher hatte Andrew ursprünglich für die Show engagiert, um sich an ihm zu rächen, indem er ihn vor den versammelten Fachleuten dadurch bloßstellte, dass er zur Eröffnung ein Stück spielen ließ, das Andrew nicht kannte und für das er keine Noten hatte. Sein Plan schien zunächst aufzugehen, doch erweist sich Andrew als stärker als gedacht und kehrt zurück, um seinerseits zurückzuschlagen. Man spürt Fletchers inneren Kampf, man kann an seiner Mimik ablesen, wie es in ihm arbeitet. Man sieht, wie die zunächst dominierende Wut über Andrews Verhalten und die Absicht, seinen Alleingang zu sabotieren, zunehmend Anerkennung und Bewunderung weichen, ob des von seinem ehemaligen Schüler Dargebotenem. Letzten Endes ist dies trotz aller Dissonanzen somit auch eine Bestätigung seiner Arbeit und der Beweis, dass er mit seiner ersten Einschätzung von Andrews Talent richtig gelegen hatte. Und so dirigiert er ihn schließlich zu einem furiosen Finale. Danach kurze Stille und de Abspann.

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