That's the problem with old men: you can kick'em down the stairs and say it's an accident, but you can't just shoot'em.
Na also, er kann's doch noch! Nachdem mich die beiden letzten Streifen des Meisters, Inglourious Basterds und Django unchained, ob ihrer deutlich erkennbaren Hinwendung zum Mainstream doch ziemlich enttäuscht hatten - wobei der große finanzielle Erfolg der Filme ihm letztlich irgendwo recht gegeben hat, besinnt er sich mit seinem neuesten Werk auf alte Stärken. Nicht nur der Cast erinnert an seinen genialen Erstling Reservoir Dogs, sind doch mit Tim Roth und Michael Madsen gleich zwei der "Hunde" vertreten, auch den Kammerspiel-Charakter hat The hateful Eight mit jenem gemein, auch wenn die ausgedehnte Eröffnungssequenz, in der eine Kutsche durch schneebedeckte Landschaften fährt, dies zunächst nicht vermuten lässt. Sind die "Acht" aber erstmal in der Hütte versammelt, entwickelt sich schnell ein dialoggetriebenes Kammerspiel, das wie eine Mischung aus Thriller, Western und dem klassischen "Who-dunnit"-Krimi anmutet, durchsetzt von einer kräftigen Prise derben Humors und einigen deftigen Splattereinlagen.
Das Ganze ist natürlich in typischer Tarantino-Manier ungeheuer geschwätzig, doch im Gegensatz zu den überwiegend langweiligen Dialogen der beiden Vorgänger gestalten sich die Wortgefechte hier höchst unterhaltsam. Wobei Tim Roth interessanterweise den Christoph Waltz gibt und eine Rolle spielt, die den von dem Österreicher in den Vorgängern verkörperten Figuren sehr nahe kommt. Dabei kommt der Brite jedoch sympathischer rüber als sein Wiener Kollege und hat zudem nicht einmal ansatzweise soviel Screentime wie jener, sodass sein Auftritt deutlich weniger enervierend geraten ist. Michael Madsen spielt wieder die Rolle, die er in Tarantino-Filmen immer spielt und Samuel L. Jackson gibt einen richtigen Kotzbrocken, wobei generell zu sagen ist, dass sämtliche in der Hütte versammelte Charaktere durch und durch unsympathische Zeitgenossen sind - mit Ausnahme des Kutschers O.B. vielleicht, der aber nur wenige Szenen hat und dessen Charakter relativ blass bleibt. Einen kleinen Schwachpunkt bildet Jennifer Jason Leigh, deren Leistung nicht immer völlig überzeugend ist, doch fällt dies nicht weiter ins Gewicht.
Mit fortschreitender Spieldauer wird das Geschehen immer bizarrer und gleitend zunehmend ins Surreale ab. Stellenweise erinnert The hateful Eight eher an eine Theateraufführung als an einen Spielfilm, wobei ich dies keineswegs als negativ empfunden habe. Ein gutes Beispiel dafür ist die großartige "Tanz"-Szene zum Schluss - wer den Film gesehen hat, weiß was ich meine. Der Dynamik der Handlung kann man sich ohnehin nicht entziehen, und so vergehen die knapp drei Stunden wie im Flug. Mit einer Einordnung in Tarantinos Gesamtwerk bin ich nach nur einer Sichtung vorsichtig, aber soweit lege ich mich fest: The hateful Eight ist ein großartiger Film und der beste von Tarantino seit Kill Bill.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen