Dass Michael Winners Klassiker, der immerhin vier Fortsetzungen nach sich zog, erst jetzt ein Remake erfährt, ist auf den ersten Blick verwunderlich angesichts der Remake-Flut der letzten Jahre, bei genauerer Betrachtung aber mit der chaotischen, sich über viele Jahre hinziehenden Produktionsgeschichte mit wechselnden Regisseuren, Autoren und Darstellern erklärbar. Letztlich erhielt Eli Roth den Auftrag, dessen Namen ich vorwiegend mit blutgetränkten B-Movies verbinde.
Hinsichtlich der Story nimmt sich die Neuauflage recht große Freiheiten, wobei das Grundmotiv des Protagonisten nahezu unverändert übernommen wurde. Wie im Original geht es Paul Kersey, der dieses Mal kein Architekt sondern Chirurg ist, auch hier zunächst weniger um direkte Rache an den Mördern seiner Frau, die er im Übrigen gar nicht kennt, sondern darum, Schwerverbrecher quasi stellvertretend hinzurichten. Dass er dabei dann doch relativ schnell auf die Mörder seiner Frau stößt, ist eher dem Zufall geschuldet, weil einer aus der Bande schwerverletzt auf seinem OP-Tisch landet.
Wenn Charles Bronson sich anno 1974 noch unbeobachtet auf der Suche nach Opfern durch New York bewegen konnte, ist dies Bruce Willis heute kaum noch möglich. Direkt bei seiner ersten Aktion wird er von einer Passantin gefilmt und das Video ist schneller bei youtube hochgeladen als die Polizei die Produzentin verhören kann. Wobei ganz grundsätzlich festzustellen ist, dass die Übertragung der Story in die Gegenwart und die damit verbundene weitaus stärkere Einbindung der Medien äußerst gut gelungen ist. Während ein Teil der Journalisten und Radiomoderatoren Kerseys Vorgehen verurteilt, wird er von vielen anderen als Grim Reaper regelrecht gefeiert.
Bruce Willis ist als Hauptdarsteller eine gute Wahl und macht es dem Zuschauer leicht, sich mit ihm zu solidarisieren. Dabei wird auf eine beinahe putzige Art und Weise detailliert dargelegt, wie Kersey angesichts der mit den vielen Morden überforderten Polizei nach und nach zu dem Punkt kommt, an dem er das Gesetz selbst in die Hand nimmt. Erst als seine Tochter nach Wochen überraschend aus dem Koma erwacht, beendet er seine Mission. Da trifft es sich gut, dass der Hauptäter ihn schließlich zu Hause aufsucht und sich ebenfalls von ihm zur Strecke bringen lässt.
Bei den Kritikern kam Death Wish nicht sonderlich gut weg, wobei mir die Gründe nicht ganz klar sind. Insbesondere die Kritik an der Leistung von Bruce Willis geht ins Leere. In meinen Augen ist Roth ein erfrischender und äußerst kurzweiliger Rachethriller gelungen, der das Original gekonnt in die Gegenwart transportiert. Vielleicht ist es die Enttäuschung, weil man bei einem Regisseur wie Eli Roth deutlich mehr Gewalt erwartet hätte, als der Film dann zu bieten hat? Andererseits wurden Filme mit dem Thema Selbstjustiz seit jeher kritisch gesehen, auch Winners Film wurde seinerzeit vielfach ablehnend aufgenommen. Vermutlich ist das auf ein allgemeines Unwohlsein zurückzuführen, weil Selbstjustiz dem etablierten Rechtsverständnis zuwider läuft und eine daraus resultierende mangelnde Fähigkeit, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren. Mir sind derlei Probleme fremd. Death Wish hat mir einfach Spaß gemacht.
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