Der Zwanzigjährige Jin-seok zieht mit seiner Familie, zu der neben seinen Eltern auch sein älterer und von ihm bewunderter Bruder Yoo-seok gehört, in ein neues Haus. Weil in einem Raum des Hauses noch vorübergehend Sachen des Vorbesitzers gelagert sind, müssen die beiden Brüder sich ein Zimmer teilen. Während eines nächtlichen Ausflugs wird Yoo-seok von mehreren Männern in einen schwarzen Van gezerrt und kehrt erst 19 Tage später zu seiner Familie zurück. An das was in diesen 19 Tagen geschehen ist, hat er keine Erinnerung. Jin.seok merkt mit der Zeit, dass sein Bruder verändert ist und nicht mehr der Mensch zu sein scheint, der er vor seiner Entführung war.
Forgotten ist bereits der 6. Kinofilm des südkoreanischen Regisseurs Jang Hang-jun, der sich u. a. auch bereits mehrfach als Darsteller und Drehbuch-Autor betätigt hat. Ich kenne keiner seiner vorherigen Filme, und auch die Darsteller in Forgotten sind mir allesamt unbekannt. In jedem Fall versteht Jang es sehr geschickt, eine unheilvolle, dichte Atmosphäre aufzubauen, die den Zuschauer sofort in ihren Bann zieht. Von dem Raum mit den Sachen des Vorbesitzers geht eine nicht greifbare Bedrohung aus, die sich in merkwürdigen Geräuschen, die jedoch nur Jin-seok wahrzunehmen scheint, und flüchtigen Schatten unter der verschlossenen Tür äußert. Deutlich realer erscheint hingegen die Gefahr, die von seinem Bruder ausgeht. Zumindest legt dieser seit seiner Rückkehr ein eigenartiges Verhalten an den Tag, dass sich Jin-seok nicht erklären kann. Doch damit nicht genug, wird er auch noch von furchtbaren Alpträumen gequält, deren Sinn ihm verborgen bleibt.
Was wie ein klassischer Horrorfilm beginnt, wandelt sich alsbald zu einem äußerst spannenden Psycho-Thriller, der nicht nur mit dem Protagonisten, sondern auch mit dem Zuschauer ganz gehörig Katz-und-Maus spielt. Die mit hohem Tempo erzählte originelle Story mit ihren zahlreichen Wendungen, die so nicht vorhersehbar sind, lässt die Spannungskurve immer weiter ansteigen, unterstützt durch eine dynamische Inszenierung, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Einen erheblichen Anteil daran haben auch die guten Darsteller, wobei insbesondere Kang Ha-neul in der Rolle des jungen Studenten überzeugt, dessen Leben immer mehr aus den Fugen gerät. Bei kritischer Betrachtungsweise lässt sich zwar auch die ein oder andere inhaltliche Ungereimtheit erkennen, aber angesichts der sonstigen Qualitäten kann man leicht darüber hinwegsehen. Und wenn man schon meint, der Film sei zu Ende, setzt Jang mit einer kleinen Schluss-Sequenz noch eine schöne finale Pointe. Korea-Kino vom Feinsten!
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