Der Trailer hatte mir seinerzeit wenig bis keinen Anreiz geboten, John Wick einer Sichtung zu unterziehen, auch wenn ich Rachefilme eigentlich ganz gerne mag. Beflügelt durch die positiven Erfahrungen mit mehreren Genre-Vertretern in den letzten Wochen und nicht zuletzt aufgrund der hartnäckigen Fürsprache eines Kollegen ließ ich mich mit mehrjähriger Verspätung dann doch dazu hinreißen. Dabei zeigte sich dann relativ schnell, dass meine anfängliche Skepsis nicht ganz unbegründet war. Zwar wird hier fraglos viel Action geboten, die auch technisch durchaus gekonnt in Szene gesetzt ist, doch fiel es mir über die gesamte Spielzeit schwer, eine Beziehung zu den handelnden Personen, zumindest aber zum Protagonisten aufzubauen. Der Hund tat mir leid, aber ansonsten ließ mich das Geschehen weitgehend kalt, was vorwiegend auf die zwar stylische, aber stets kühle und distanzierte Inszenierung zurückzuführen ist. Hinzu kommt die oberflächliche Charakterzeichnung, die keinerlei echtes Interesse an den Figuren vermitteln kann. In Kombination mit dem absurd hohen Bodycount fühlt sich John Wick eher wie ein Computerspiel an. Leitchs Debut Atomic Blonde weist übrigens zum Teil ähnliche Schwächen auf, wobei diese dort jedoch weniger ins Gewicht fallen. Auch die im Film gezeichnete Gangsterwelt mit dem zentralen Treffpunkt des Continental-Hotels wirkt von Beginn an unwirklich und vermittelt das Gefühl, nicht in der realen Welt verortet zu sein.
Die zahlreichen stilistischen Parallelen und Ähnlichkeiten zu The Matrix sind sicher kein Zufall, denn bekanntlich agierten die beiden Regisseure in jenem als Stuntdoubles für Keanu Reeves, der hier nun John Wick verkörpert. Dabei ist The Matrix aber ein weitaus besserer Film, denn das Innovative und Bahnbrechende, was jenen auszeichnete, geht John Wick ebenso ab wie eine philosophische Fragen aufwerfende Story. Schlimmer noch: die Geschichte, die John Wick erzählt, hat bei nüchterner Betrachtung weder Hand noch Fuß und weist zahlreiche Ungereimtheiten auf. Aufgrund des hohen Tempos und der durchgehend ordentlichen Darstellerleistungen ist der ganze Unsinn dann aber doch leidlich unterhaltsam. Ich habe mich jedenfalls nicht gelangweilt, aber einen nachhaltigen Eindruck konnte John Wick nicht hinterlassen, auch weil ich schlichtweg nicht emotional gepackt wurde. Das Wort „seelenlos“ beschreibt den Film, glaube ich, am treffendsten.
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