Freitag, 23. Mai 2025

STRANGER ON THE RUN (Don Siegel, 1967)

It ain't a game no more, is it?

Dieses Mal kein Krimi, sondern ein Western in meiner kleinen Siegel-Reihe, zudem einer, der fürs Fernsehen produziert wurde, was sich sofort im unschönen Vollbildformat bemerkbar macht. 

Für die Hauptrolle konnte man Henry Fonda gewinnen, der hier den heruntergekommenen Trunkenbold und ehemaligen Häftling Ben Chamberlain spielt, der in die kleine Eisenbahnsiedlung Banner kommt, um eine ihm unbekannte Frau namens Alma zu retten. Dies hatte er ihrem Bruder, einem Mithäftling, versprochen. In Banner sorgt Sheriff McKay mit einer Horde von Mördern als Deputys auf Geheiß des Gesandten der Eisenbahngesellschaft auf höchst fragwürdige Weise für Recht und Ordnung. Offiziell will die Eisenbahngesellschaft davon natürlich nichts wissen und so kommt McKay der Mord an der Dorfhure Alma durch einen der Deputys höchst ungelegen. Wäre da nicht Chamberlain, dem man den Mord in die Schuhe schieben könnte, um anschließend die Jagd auf ihn zu eröffnen.

Stranger on the Run ist meines Wissens der zweite Fernsehfilm von Siegel, nachdem er drei Jahre zuvor bereits The hanged Man, den ich leider noch nicht kenne, fürs Fernsehen gedreht hat. Dabei beließ er es dann auch und wandte sich fortan glücklicherweise wieder der Leinwand zu. Dennoch ist Stranger on the Run absolut sehenswert und kann insbesondere durch seine - für Siegel-Verhältnisse - gut ausgearbeiteten Charaktere überzeugen. Zwar erfährt man nicht allzu viel über sie, doch reichen die Informationen aus, sich ein recht detailliertes Bild vom Seelenleben der Protagonisten zu machen. Da ist der desillusionierte Chamberlain, der sich für den Tod seiner Frau verantwortlich fühlt und in der Folge dem Alkohol verfallen ist, die einsame Witwe, die alleine mit ihrem 17-jährigen Sohn auf einer Ranch etwas außerhalb des Ortes lebt, eben jener Sohn, der nach dem Wunsch seiner Mutter Farmer werden und in die Fußstapfen seines toten Vaters treten soll, der seinerseits aber McKay vergöttert und sich seiner Deputy-Bande anschließen will oder der Sheriff, dem es zunehmend schwerer fällt, seine schießwütige und gewalttätige Bande unter Kontrolle zu halten.

Darstellerisch konnte Siegel hier aus dem Vollen schöpfen. Neben Anne Baxter und einem sehr jungen Michael Burns fesselt vor allem Fonda mit seinen stahlblauen Augen, hier in einer ungewohnten Versager-Rolle. Den Vogel schießt aber Michael Parks als Sheriff McKay ab. Seine Performance begeisterte Quentin Tarantino so, dass er ihn Jahrzehnte später gemeinsam mit seinem Kumpel Robert Rodriguez in seinen eigenen Filmen castete, lustigerweise in immer der gleichen Rolle als Texas Ranger Earl McGraw.

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