Madigan is a good cop, Tony. Doesn't always go by the book.
Der schlecht gewählte deutsche Titel Nur noch 72 Stunden gaukelt dem Zuschauer eine zeitliche Dramatik vor, die im Film gar keine Rolle spielt. Zwar ist es richtig, dass die beiden New Yorker Polizisten Madigan und Bonaro nur 72 Stunden Zeit haben, den ihnen entwischten Verbrecher dingfest zu machen, doch interessiert sich Siegel für die Zeitkomponente allenfalls am Rande und greift dies lediglich in Form von Einblendungen der jeweiligen Wochentage auf. (Das Drehbuch hieß übrigens ursprünglich "Friday, Saturday, Sunday".) Vielmehr stellt er den zuweilen recht tristen Polizeialltag in den Mittelpunkt der Erzählung, der geprägt ist von mühevoller Kleinarbeit, Misserfolgen und falschen Fährten. Der titelgebende Detective Madigan (großartig: Richard Widmark) ist dabei die zentrale Figur. Wie auch später der Protagonist in Dirty Harry nimmt er es nicht immer so genau mit Recht und Gesetz, sondern legt Letzteres im Zweifel etwas großzügig zu seinen Gunsten aus und agiert ebenso opportunistisch wie pragmatisch im Dienst der Sache. Seine guten Kontakte in die New Yorker Unterwelt kommen ihm bei der täglichen Arbeit zugute und den ein oder anderen Gratisdrink kann er dabei auch abgreifen.
Das krasse Gegenteil ist der Commissioner Russell (Hery Fonda), ein der täglichen Praxis des Polizeilebens weit entrückter Bürohengst, der für die Probleme der ihm unterstellten Mitarbeiter wenig Verständnis hat. Während er bei seinen Beamten hohe Maßstäbe anlegt und erwartet, dass sie sich in jeder Situation korrekt verhalten, hat er seinerseits ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau.
Die detailliert gezeichneten Figuren und der authentisch dargestellte Polizeialltag machen die Hauptfaszination des Films aus. Daneben gibt es auch ein paar gute Actionszenen, wobei hier vor allem die groß angelegte Schießerei am Schluss hervorzuheben ist. Neben dem Haupterzählstrang um die beiden Detektives gibt es noch einige Nebenplots, wie die Geschichte um den schwarzen Arzt Dr. Taylor, dessen Sohn in Konflikt mit der Polizei geraten ist, oder die Bestechungsgeschichte um Chief Inspector Kane (auch toll: James Whitmore), der zugleich Russells langjähriger Freund und Wegbegleiter ist und diesen damit in ein ernsthaftes Dilemma bringt.
Madigan zeichnet ein sehr detailliertes Bild vom Alltag der New Yorker Polizei und deren Verflechtungen mit zwielichtigen Gestalten und überzeugt mit wunderbaren Darstellern, stimmigen Charakteren, einer durchdachten und komplexen Story, gutaussehenden Frauen in den Nebenrollen (vor allem Inger Stevens und Sheree North können hier punkten) und einer gewohnt schnörkellosen, punktgenauen Inszenierung. Ein ganz hervorragender Film, zudem prägend für nachfolgende Polizei-Filme, und ganz ohne Zweifel eine von Siegels besten Arbeiten.