I want to find and kill the people who murdered my wife.
Filme mit dem Thema Selbstjustiz finde ich grundsätzlich interessant. Solange man selbst nicht betroffen ist, steht man dem in der Regel ablehnend gegenüber, aber ein gewisses Verständnis für das Bedürfnis, den Mörder einer geliebten Person persönlich seiner verdienten Strafe zuzuführen, schwingt zumindest bei mir immer mit.
Im vorliegenden Fall ist der Protagonist ein hochintelligenter Computer-Nerd (IQ 170), der weder besondere körperliche Fähigkeiten und erst recht keinen Killerinstinkt hat. Daran ändert auch die Ausbildung nichts, die er im Trainingscamp des CIA genießt, doch bringt sie ihm immerhin die Erkenntis, dass er weder ein brauchbarer Schütze ist noch in der Lage, einen Gegner aus nächster Nähe zu töten. Dies tut jedoch seinem Eifer, die Mörder seiner Frau zu stellen, keinen Abbruch und um seine Schwachpunkte wissend bringt er diese auf seine ganz eigene Art zur Strecke, wobei mir insbesondere die Idee mit dem Swimming Pool gefallen hat.
Man mag Rami Maleks sparsame Mimik kritisieren, doch ich finde, dass er mit seiner schmächtigen Statur und seinem beinahe hilflosen Hundeblick, in dem immer auch eine gehörige Portion Raffinesse mitschwingt, die ideale Besetzung für die Rolle ist. Seinen Gegnern, zu denen nicht nur die Mörderbande zählt, sondern auch sein CIA-Ausbilder, den seine Vorgesetzten auf ihn angesetzt haben, ist er körperlich weit unterlegen, macht dies aber durch seine überragenden Fähigkeiten wett und ist so jederzeit Herr der Lage, auch wenn es im ersten Augenblick nicht so wirkt. Ausgesprochen witzig übrigens die Szene, in der er auf seinem Samrtphone ein youtube-Video anschaut, in dem erklärt wird, wie man ein Türschloss knackt, um die erhaltenen Tipps sofort erfolgreich in die Tat umzusetzen.
The Amateur, der übrigens auf einem mir unbekannten Roman basiert und anno 1981 schon einmal verfilmt wurde, bietet eine ausgesprochen unterhaltsame Mischung aus James Bond und den Death Wish-Filmen, die mich nicht zuletzt durch ihre dynamische und schnörkellose Inszenierung von der ersten bis zur letzten Minute ausgezeichnet unterhalten hat. Die guten Dialoge tun das ihre. Kein Film, der in die Geschichte eingehen wird, aber doch eine recht originelle Variante des üblichen Selbstjustizthrillers ohne große Schwächen. Natürlich fügen sich die Dinge für Charlie immer auf wundersame Weise zusammen, seine intellektuellen Fähigkeiten erscheinen beinahe außerirdisch, doch trüben diese Übertreibungen das Sehbvergnügen in keiner Weise. Das Ende mag den ein oder anderen Zuschauer enttäuschen, fällt das große Feuerwerk doch aus, aber im Gesamtkontext wirkt es nur folgerichtig und konsequent. Und Laurence Fishburne ist sowieso immer toll.