Der frühere Boxer Bradley Thomas verliert seine Arbeit und arbeitet dann als Drogenkurier für seinen Freund und Auftraggeber Gil, um seiner Frau ein besseres Leben zu ermöglichen. Bei einem Auftrag geraten er und seine beiden Begleiter, die für einen dubiosen Partner von Gil arbeiten, in einen Polizeihinterhalt. Statt unerkannt zu fliehen, hilft er den Polizisten gegen seine schießwütigen Begleiter, wird verhaftet und anschließend zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt.
Dass S. Craig Zahler ein wahres Multitalent ist, hat er durch seine vielfältigen Tätigkeiten als Schriftsteller, Drehbuchautor, Kameramann und Musiker hinlänglich unter Beweis gestellt. Sein Regie-Debut Bone Tomahawk hat mir seinerzeit ausgesprochen gut gefallen, weil es auf originelle Weise das Western-Genre mit dem Kannibalenfilm verband. Im Gedächtnis blieben vor allem die derben Splatterszenen und genau da macht Zahler mit seinem zweiten Film weiter. Denn auch Brawl in Cell Block 99 wird in der zweiten Hälfte des Films ziemlich splattrig, wobei es sich ansonsten um ein traditionelles Gefängnisdrama handelt. Wie schon beim Vorgänger zeichnete Zahler neben der Regie nicht nur für das Script sondern – zusammen mit seinem Kumpel Jeff Herriott – auch für den Score verantwortlich.
Vince Vaughn, dessen Namen ich bisher eher mit Komödien in Verbindung gebracht habe, ist eine erstklassige Wahl für die Hauptrolle. Sein Bradley Thomas verfügt nicht nur über eine beeindruckende Statur, sondern aufgrund seiner Vergangenheit als Boxer auch über herausragende kämpferische Fähigkeiten. Seine Kraft stellt er gleich zu Beginn eindrucksvoll unter Beweis, als er aus Wut über das Fremdgehen seiner Frau wie ein Berserker mit bloßen Händen auf deren Auto einschlägt. Dennoch verabscheut er körperliche Gewalt gegen Unschuldige. Dies bringt ihn letztlich erst ins Gefängnis, denn wäre er einfach geflohen statt den Polizisten zu helfen, hätte er unerkannt entkommen können. Erstmal im Gefängnis, dreht sich die Spirale der Gewalt unaufhaltsam weiter, denn Gils Partner Eleazar will sich für den begangenen Verrat rächen und lässt Bradleys schwangere Frau entführen.
Gut ausgearbeitete Charaktere zeichneten bereits Zahlers Debut aus. Und auch hier gelingt es ihm, ein recht detailliertes Bild des Protagonisten zu zeichnen, der gegen seinen Willen zu immer extremeren Gewaltexzessen getrieben wird. Darüber hinaus scheint Zahler ein Faible für altgediente Recken aus der zweiten Riege der Darsteller zu haben. Nachdem er bereits Kurt Russell zu einer tragenden Rolle in seinem Debut verholfen hatte, sind dieses Mal Don Johnson und Udo Kier mit von der Partie. Insbesondere Johnson merkt man die pure Freude darüber deutlich an, den sadistischen Gefängnisleiter spielen zu dürfen, und auch Udo Kier gefällt in einer undurchsichtigen, schmierigen Rolle.
Die Gewaltausbrüche kommen zum Teil ziemlich überraschend und werden etwas zartbesaitete Gemüter, die womöglich einfach einen spannenden Gefängnisfilm erwartet hatten, vermutlich vor den Kopf stoßen. Sie passen aber perfekt zu den düsteren, verdreckten Gefängnisräumen, in denen sich die Szenen abspielen. Insbesondere die Kammer mit den Folterutensilien weckt Assoziationen an einen mittelalterlichen Kerker zu Zeiten der Inquisition. Um eine Resozialisierung der Gefangenen mit dem Ziel, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren, geht es im Zellenblock 99 sowieso nicht mehr. Hier gilt es nur noch, die extremen Gewalttäter irgendwie unter Kontrolle zu halten. Bei Bradley versagen jedoch alle bewährten Mechanismen.
Brawl in Cell Block 99 versprüht eine ungezügelte Kraft und kann mit seinem erfrischenden Ansatz, der Altbewährtes in ungewohnter Form kombiniert, überzeugen. Noch dazu beweist Vince Vaughn, dass er weit mehr kann als flache Komödien. Auf die weiteren Arbeiten des Herrn Zahler darf man sehr gespannt sein.
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