Donnerstag, 17. Januar 2019

12 STRONG (Nicolai Fuglsig, 2018)

Now you have killer eyes! 

12 Strong steht in einer Reihe mit Filmen wie Black Hawk Down, Lone Survivor, 13 Hours, etc. und ist ein typischer Vertreter seiner Art. Im Mittelpunkt steht jeweils eine amerikanische Spezialeinheit in einem fremden Land, die sich einer feindlichen Übermacht gegenüber sieht. Auch wenn die Hintergründe jeweils etwas anders gelagert sind, ist der Ablauf doch stets sehr ähnlich. Zu Beginn werden die Hintergründe des Konflikts kurz erklärt, bevor sich die Helden von ihren Familien verabschieden und ins Einsatzgebiet gebracht werden. Dort sehen sie sich einer Übermacht feindlicher Kämpfer gegenüber.

Ich mag solche Filme grundsätzlich gerne, auch wenn sie zumeist ein sehr einseitiges Loblied auf den amerikanischen Patriotismus singen und dabei an der Grenze zur Militärpropaganda nur knapp vorbeischrammen. 12 Strong ist dabei glücklicherweise ein eher zurückhaltender Vertreter, zumal von Anfang an klar ist, dass die Mission nur darin besteht, die Luftunterstützung für die Nord-Allianz zu koordinieren. Man ist also auf die Hilfe der Einheimischen dringend angewiesen. 

Die Handlung ist kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angesiedelt und basiert auf dem Buch Horse Soldiers des Journalisten Doug Stanton, das angeblich die wahre Geschichte einer zwölfköpfigen US-Spezialeinheit erzählt, die bei der Befreiung der Stadt Masar-e Scharif von der Herrschaft der Taliban im Rahmen der Operation Enduring Freedom die amerikanischen Luftschläge vom Boden aus koordinierte. Inwieweit die geschilderten Geschehnisse der Realität entsprechen sei dahingestellt, zumal die Authentizität derartiger „journalistischer“ Ergüsse ohnehin grundsätzlich bezweifelt werden muss. Ist aber völlig egal, denn wer eine Jerry-Bruckheimer-Produktion guckt, erwartet keine seriöse Geschichtsstunde sondern kurzweilige Unterhaltung und vor allem jede Menge Action, Schießereien und Explosionen. Und davon bietet 12 Strong reichlich. Der Subwoofer hat jedenfalls ordentlich zu tun. 

Für die Regie verpflichtete man den Dänen Nicolai Fuglsig, der mir völlig unbekannt ist. 12 Strong war sein Spielfilmdebut, und diese Aufgabe hat er sehr ordentlich gemeistert. Im Mittelpunkt der Handlung steht die von Zweifeln und Misstrauen geprägte Beziehung zwischen dem Hauptmann der Spezialeinheit, Nelson, und einem der untereinander zerstrittenen Führer der Nord-Allianz, General Dostum – inzwischen übrigens erster afghanischer Vizepräsident. Anfangs ignoriert Dostum Nelson geradezu, weil jener über keinerlei Kampferfahrung verfügt und Dostum ihm dies an den Augen ansieht. Im Laufe des Films entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Freundschaft, was angeblich auch im echten Leben so war – so suggeriert es zumindest eine Einblendung am Ende des Films. In den Dialogen zwischen den beiden bemüht man sich redlich, auf die Beweggründe der Kämpfer einzugehen. Dennoch bleiben diese – abgesehen von ihrem General – eine gesichtslose Masse. Auch die Bösartigkeit der Taliban wird in mehreren, kleinen Szenen herausgestellt. Die Grenzerfahrung Nelsons, das erste Mal im Kampfeinsatz gegnerische Kämpfer zu töten, wird ebenfalls thematisiert, doch letztlich wird daraus zu wenig gemacht.

Das Hauptaugenmerk liegt klar auf den gut inszenierten Kampfszenen, denen man die Unerfahrenheit des Regisseurs nicht anmerkt. Wie durch ein Wunder überlebten alle 12 Mitglieder der Spezialeinheit die Mission – zumindest dies darf man als geschichtlich verbürgt ansehen. 12 Strong bietet kurzweilige Unterhaltung ohne großen Anspruch und bläst einem die Ohren ordentlich durch. Mehr durfte man auch nicht erwarten.

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