Mittwoch, 23. Januar 2019

RESCUE DAWN (Werner Herzog, 2006)

Herzogs filmische Umsetzung der Flucht des deutschstämmigen, in die USA ausgewanderten Piloten Dieter Dengler aus einem Gefangenenlager des mit dem Vietcong verbündeten Pathet Lao in Laos basiert auf einer wahren Geschichte. Diese hatte er bereits zehn Jahre zuvor in einem Dokumentarfilm aufgearbeitet, den ich nicht kenne. Ich bin aber überzeugt, dass er weitaus interessanter ist als Rescue Dawn. Dessen größte Schwäche ist die Wahl von Christian Bale als Hauptdarsteller. Bale hat zwar ein paar gute Filme gemacht, aber als begnadeten Schauspieler habe ich ihn nie wahrgenommen. Doch so schwach wie in Rescue Dawn habe ich ihn zuvor noch nie gesehen. Über weite Strecken wirkt er völlig überfordert. 

Dabei ist die erste Hälfte des Films noch recht spannend geraten. Ähnlich wie im großen Vorbild The great Escape planen die Inhaftierten ihre Flucht bis ins kleinste Detail und versuchen, alle möglichen Probleme im Vorfeld zu berücksichtigen. Der eigentliche Ausbruch läuft dann natürlich völlig chaotisch ab und ganz anders als geplant.

Im zweiten Teil, der die Flucht durch den Dschungel zeigt, wird es dann ziemlich langweilig. Es passiert wenig und insbesondere Denglers Begleiter Duane, der sich schon während des Ausbruchs übergibt und anschließend mit permanenter Leidensmiene durch die Gegend torkelt, stellt den Zuschauer auf eine harte Probe. So ist man fast erleichtert, als er endlich von den Häschern des Pathet Lao zur Strecke gebracht wird.

Nach Denglers Rettung wird es dann richtig albern: Während er gerade von der CIA im Krankenlager verhört wird, kommen seine alten Kameraden mit einer großen Kiste samt Geburtstagstorte und bringen ihn heimlich zurück auf den Flugzeugträger. Dort wird er dann von der gesamten Crew mit überschwänglichem Pathos wie ein Superstar gefeiert.

Im Gegensatz zu dem kürzlich gesichteten 13 Strong oder vergleichbaren Filmen verfolgt Rescue Dawn einen sehr minimalistischen Ansatz. Im Ergebnis ist so ein realistischer und authentisch wirkender Film entstanden. Abgesehen von der albernen Schlussfeier könnte sich das meiste durchaus so ähnlich abgespielt haben. Dies ist grundsätzlich lobenswert, doch aufgrund der zahlreichen Schwächen hinterlässt Rescue Dawn einen zwiespältigen Eindruck. Dabei gibt es durchaus gute Ansätze, aber abgesehen von dem Teil der Handlung, der im Gefangenenlager spielt, bleibt wenig in positiver Erinnerung. Mit einem besseren Hauptdarsteller und einer etwas stringenteren Inszenierung wäre hier viel mehr möglich gewesen. Stoff für einen guten Film bildet die Geschichte allemal.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen