Die Idee, ein Prequel zu den Predator-Filmen zu drehen und die Story in der Great Plains zu Beginn des 18. Jahrhunderts anzusiedeln hat durchaus Charme. Während die tollen Landschaftsaufnahmen allerhand Schauwerte bieten, lässt die Umsetzung leider arg zu wünschen übrig. Die CGI sind zum Teil erschreckend schlecht, vor allem der Grizzlybär und sein Kampf mit dem Predator sehen aus, als hätte man hier einen Nachwuchsprogrammierer mit der Arbeit beauftragt. Und nachdem dem Monster spätestens im Vorgänger die Bedrohlichkeit abhanden gekommen ist, wird es hier vollends der Lächerlichkeit preisgegeben. Zwar gelingt es ihm mühelos, einer ganzen Horde französischer Trapper (die natürlich furchtbar garstig sind und jedes gängige Klischee erfüllen) den Garaus zu machen, ist aber nicht in der Lage, mit einem 50 kg wiegenden Mädchen fertig zu werden, ja noch nicht einmal dieses von seiner Schulter zu werfen, um sich dann am Ende auch noch versehentlich mit seiner eigenen Waffe selbst zu erschießen. Nun könnte ich damit noch leben, wenn Trachtenberg seinen Film als Action-Komödie angelegt hätte, aber im Gegensatz zu Shane Blacks Vorgänger wird dies hier mit beinahe heiligem Ernst und völlig humorfrei vorgetragen. Doch damit nicht genug. Es gibt auch noch eine rätselhafte Pflanze, deren Verzehr die eigene Körpertemperatur so weit herunterkühlt, dass der Predator die Person mit seiner Wärmekamera nicht mehr orten kann. Diese Pflanze hat zugleich aber keinerlei Auswirkung auf die Agilität und Beweglichkeit der konsumierenden Person, obwohl vorher noch erklärt wird, dass die Pflanze den Blutfluss verlangsamt. Ganz abgesehen davon, dass der menschliche Körper eine Temperatur, die unterhalb der Wahrnehmung einer Wärmekamera liegt, wohl gar nicht überleben würde.
So könnte ich noch lange weitermachen. Der ganze Film strotzt nur vor inhaltlichen Ungereimtheiten. Ich bin bei derartigen Dingen normalerweise recht großzügig und kann ein gewisses Maß an inhaltlichem Blödsinn ertragen, aber Prey haut dem Zuschauer dies derart geballt um die Ohren, dass einem Hören und Sehen vergeht. Zu allem Überfluss wird das Ganze noch in eine Coming-Of-Age-Geschichte verpackt in Kombination mit einem Diskurs über die Benachteiligung von Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Vermutlich ein wichtiges Thema seinerzeit bei den Komantschen. Und während natürlich alle männlichen Krieger dem Predator zum Opfer fallen, ist die Protagonistin der Bestie an Reaktionsschnelligkeit und Cleverness haushoch überlegen. Zudem verfügt sie über beeindruckende Heilungskräfte. Die durch die ausgelegte Fußangel der Franzosen verursachten Verletzungen beeinträchtigen sie in keinster Weise. Eine Kräutersalbe draufgeschmiert und schon rennt sie wieder durch die Gegend als sei nichts gewesen.
Wie oben bereits erwähnt: das Setting hat mir durchaus gefallen, die Landschaftsaufnahmen sind toll und auch die Darstellung der Komantschen wirkt - von den Dialogen abgesehen - authentisch. Die Darsteller, viele davon indigener Herkunft, mühen sich redlich und machen ihre Sache auch nicht schlecht, vor allem Amber Midthunder in der Hauptrolle weiß zu gefallen, aber gegen das schwache Drehbuch kommen sie nicht an. Und so ist Prey zwar nicht völlig missraten und hat durchaus seine lichten Momente, letztlich ist es aber der bisher schwächste Beitrag der Predator-Reihe. Schade um das verschenkte Potential.
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